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MARA CORRADINI

(∗ 5.12.1880 Neapel – † 5.7.1964 Scuol)

Elegante Dame mit Hund

Öl auf Leinwand

Abmessung: ca. 190 x 130 cm, ungerahmt. Signiert. Um ca. 1920

Wurde bei Zürichsee Auktionen angeboten als Nr. 174, Tafel 13

CHF 38’500.00

Künstlerdaten bei SIKART

Mara Corradini verbringt als Tochter des aus Sent stammenden Giacomo Corradini und der Alice Bally aus Schönenwerd die Kindheit in Neapel, wo sie die Grundlagen der Kunst bei Tommaso Celentano erlernt. Um 1900 in Paris an der Académie Julian. Im selben Jahr verkehrt sie in München in den Ateliers von Künstlern aus dem Umkreis der secessionistischen Bewegung, darunter Franz Skarbina und Martin Brandenburg. Von 1902 bis 1910 studiert sie in den Niederlanden unter Anleitung des holländischen Malers Hendrik Luyten. 1910 bis 1913 Besuch der Weimarer Akademie. Anschliessend abwechselnd in Sent und Neapel, zahlreiche Reisen in europäische Städte und nach Tripolis. 1912 Teilnahme an der Biennale di Venezia. 1913 erste Einzelausstellung in London in der Doré Gallery.

Zwischen 1915 und 1924 wegen einer schweren Krankheit lange Aufenthalte in einem Spital in Zürich, wo sie sich ein Atelier einrichtet. 1920, 1922 und 1924 erneute Teilnahme an der Biennale di Venezia. 1925 Einzelausstellung in der Galleria Pesaro in Mailand. 1927 heiratet sie in Neapel Giovanni Sommariva und wird italienische Staatsbürgerin; weiterhin verschiedene kulturorientierte Reisen. 1938 Übersichtsausstellung im Bündner Kunsthaus in Chur. Ab 1940 hält sie sich oft in Sent auf. 1953 erhält sie nach langer Wartezeit erneut die Schweizer Staatsbürgerschaft. 1960 zieht sie sich ganz ins Engadin zurück. 1995 Retrospektiven in Vulpera und Sent.

Mit Ausnahme der erfolgreichen Jahre zwischen 1910 und 1930 wurde Mara Corradini von der Kritik weitgehend übersehen. Sie teilte diese Vernachlässigung mit vielen anderen Kunstschaffenden, deren Stil in der Malerei des 19. Jahrhunderts wurzelte und von den revolutionären Neuerungen der historischen Avantgarde verdrängt wurde.

Als starke und unkonventionelle Persönlichkeit wird Corradini zunächst von der kosmopolitischen Haltung ihrer Familie und dem neapolitanischen Umfeld angeregt. Nachdem sie in Neapel eine Vorliebe für den Realismus entwickelt hat, findet sie diese Orientierung im Berliner Ambiente bestätigt, wo Künstler wie Max Liebermann sich mit der Weiterentwicklung des Pleinair beschäftigen. In Brasschaat, unweit von Antwerpen gelegen, nähert sie sich der impressionistischen Landschaftsmalerei an. Vermittelt durch die Wiederentdeckung von Rembrandt und Frans Hals, gewinnt ihre Malerei an Expressivität und Frische. Nach 1912 beginnt sich die Palette aufzuhellen und die Ton-in-Ton-Malerei weicht immer häufiger leuchtenden Farben: Eine mediterrane Heiterkeit beginnt die nordische Düsterkeit zu überstrahlen. Die Landschaften und Darstellungen von Bäuerinnen sind durch sich auflösende Formen und ein starkes Interesse für Lichteffekte gekennzeichnet. Während der Krankenhausaufenthalte in Zürich fertigt Mara Corradini Studien von Geschehnissen im Spital an, darunter auch Operationsszenen. Diese Werke bestechen nicht nur durch einen reifen Stil, sondern ebenso durch die Originalität des Motivs. Allmählich verschwindet das Interesse am Genre; neben der Landschaftsmalerei gewinnen Porträts an Bedeutung. Auch hier oszilliert sie zwischen der Bewunderung für die Porträtkunst Rembrandts und einer eher Frans Hals zuzuordnenden Tendenz, die Farbe im expressiver werdenden Pinselstrich zu befreien. In der Abgeschiedenheit des Senter Hauses schafft die Künstlerin in ihren letzten Lebensjahren zahlreiche von den okkulten Wissenschaften angeregte Zeichnungen. In diesen oft von Texten begleiteten Skizzen mit nervösen Flecken und Linien glaubt man bisweilen mysteriöse Gestalten zu erkennen.

Werke: Chur, Bündner Kunstmuseum; Sent, Gemeindehaus; Sent, Casa Corradini.

Monica Naldi, 1998, aktualisiert durch die Redaktion, 2016

 

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